Etwa 20.000 Menschen in Deutschland haben kein Dach über dem Kopf und gelten als obdachlos. Mehr als 200.000 Menschen haben keine eigene Wohnung. Von den gut 70 beteiligten Diensten und Einrichtungen in Rheinland-Pfalz entfallen mit 26 Angeboten etwa ein Drittel auf diakonische Einrichtungen. Meist ist es wirtschaftliche Not, verbunden mit schwierigen persönlichen Lebensumständen, die Menschen auf die Straße treibt. Neben der materiellen, gesundheitlichen und psychischen Not leiden sie auch unter Ausgrenzung und Isolation.

Die Wohnungslosenhilfe der Diakonie erkennt Wohnen als ein grundlegendes Bedürfnis des Menschen an. Doch Wohnung ist mehr als ein Dach über dem Kopf. Sie ist Lebensmittelpunkt und sichert ein Mindestmaß an Privatheit und Schutz. Sie ist Ort der individuellen Entfaltung. Was die Wohnung bedeutet können viele Menschen erst ermessen, wenn sie ihre Wohnung verloren haben. Ohne Wohnung leben zu müssen heißt nicht nur, grundlegender Rechte beraubt zu sein, sondern sich auch vielfältiger Vorurteile erwehren zu müssen, selbst daran schuld zu sein, keine Hilfe zu wollen, nicht wohnfähig zu sein. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begegnen auch Menschen, die längere Zeit auf der Straße leben, mit Würde und Respekt. Menschen werden unterstützt die Hilfe zu erhalten, die sie benötigen.

 

In Rheinland-Pfalz  gibt es folgende Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe: die kreuznacher diakonie (Träger Stiftung kreuznacher diakonie) mit ihren differenzierten ambulanten und stationären Angeboten in Bad Kreuznach, Idar-Oberstein und Bretzenheim (www.kreuznacherdiakonie.de). Sowie die Evangelische Wohnungslosenhilfe Mainz (Träger Mission Leben www.mission-leben.de) mit ihren ambulanten und stationären Angeboten für Männer und Frauen in Mainz. Spezielle Hilfeangebote für Frauen gibt es in Rheinland-Pfalz lediglich an drei Standorten. Neben Trier sind dies die beiden diakonischen Einrichtungen in Bad Kreuznach (Café Bunt - Wohnen, Tagesaufenthalt, Beratungsstelle, Notunterkunft) und in Mainz (Wendepunkt, Haus für Frauen in Wohnungsnot - Wohnen, Tagesaufenthalt, Beratungsstelle, Notunterkunft). Die ist ein Hinweis darauf, dass - auch unter zielgruppenspezifischer Betrachtung - von einer landesweit bedarfsgerecht entwickelten Hilfelandschaft nicht ausgegangen werden kann.

 

Aktuelle Schwerpunkte

Aktuell beschäftigen sich die Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe mit verschiedenen Fragestellungen.

  1. Wie ist die Vorgabe des Landes Rheinland-Pfalz "ambulant vor stationär" in der Praxis konkret umzusetzen vor dem Hintergrund einer bedarfsorientierte Hilfe? Wie können die Einrichtungen, die sich auf den vorgegebenen und als sinnvoll angesehenen Weg machen, abgesichert werden? Wie sieht die stationäre Hilfe der Zukunft aus, insbesondere im Hinblick auf dezentralisierte Angebote?
  2. Das Landesamt hat eine Umstellung des Bruttoprinzips auf das Nettoprinzip verfügt. Im Kern geht es um das sog. Aufstockungsverbot des SGB XII-Trägers. In der Praxis wird den vollstationären Einrichtungen nur noch der um den theoretischen SGB II-Anspruch gekürzte Pflegesatz ausbezahlt. Der Klient soll dann seinen theoretischen Anspruch auf HLU im SGB II direkt an die Einrichtung zahlen. Durch ungesicherte Ansprüche von Klienten, Sanktionen, Darlehenszahlungen oder aus anderen Gründen droht den Einrichtungen ein Fehlbetrag - neben fachlichen Veränderungen wie dem Diktat des Geld-Eintreiben-Müssens. Die Frage stellt sich wie die Einrichtungen die fachlichen Veränderungen im Kontakt mit den hilfesuchenden Menschen konkret umsetzen wollen und wie der verwaltungstechnische Mehraufwand perspektivisch ausgeglichen werden kann.
  3. Wie lässt sich die bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Wohnungslosenhilfe im Hinblick auf Langzeithilfen für alleinstehende Wohnungslose zeitnah umsetzen und in Zusammenarbeit mit dem Landesamt finanziell absichern? Hintergrund ist, dass für ältere, körperlich und/oder geistig abgebaute Wohnungslose passende Angebote entwickelt werden müssen. Dabei geht es weniger um das große Ziel der Integration sondern eher um Beheimatung. Die Fachgruppe Gefährdetenhilfe der Liga hat mit einem abgestimmten  Konzept einen fachlichen Anstoß geliefert.

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